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13.12.2019

Co-Abhängigkeit – ist dein Leben schon verloren?

Co-Abhängigkeit, was ist das eigentlich? Heute wird vermehrt von Partner-Zentriertheit gesprochen. Das klingt im ersten Moment irgendwie positiv – ist es aber nicht! Co-abhängig sind Menschen, die mit einer kranken Person, oft psychisch- oder suchtkrank, zusammenleben und buchstäblich in das Krankheitsgeschehen mit hineingezogen werden. Der betroffene Partner nimmt seine eigenen Bedürfnisse und Wünsche immer weniger wahr und verliert sich zunehmend in Hilfestellungen für den kranken Partner. Denken und Handeln bündeln sich ausschließlich auf den Betroffenen. Diesem wird jegliche Verantwortung für sein Leben abgenommen.

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Das Co-abhängige Verhalten unterstützt den kranken Partner und trägt oft unbewusst und über einen langen Zeitraum zur Aufrechterhaltung der Krankheit bei. Und genau das ist definitiv nicht Sinn und Zweck der Sache. Co-Abhängige werden in ihrer eigenen Persönlichkeitsentwicklung beeinträchtigt, sehr oft auch enttäuscht und gekränkt. Und wenn sie nicht auf sich aufpassen, werden sie selbst krank.

Wer ist dieser Co?

Keiner ist sicher: Ehepartner/innen und Lebenspartner/innen, Väter und Mütter, Brüder und Schwestern, Kinder, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen können Co-abhängiges Verhalten zeigen und schließlich in die Co-Abhängigkeit geraten. Sie versuchen durch ihr persönliches Engagement, das meist über Jahre geleistet wird und auch finanziell geprägt ist, die Probleme der kranken, nahestehenden Person »in den Griff« zu bekommen. Sehr oft plagen den Co zusätzlich Schuldgefühle à la „Was habe ich bloß falsch gemacht, dass er so krank wurde?“

Besonders innerhalb der Familie gehören das »Beschönigen« der Situation, das ewige Vertuschen der Krankheit und Verharmlosen zu dem Verhalten des Cos. Den Versprechen „Morgen gehe ich zum Arzt“ oder „Ich verspreche Dir, mir jetzt Hilfe zu holen“ und anderen Äußerungen dieser Art wird immer wieder geglaubt. Die Hoffnung darauf wird jedoch oft über Jahre hinweg enttäuscht.

Gibt es Co-Abhängigkeit in Firmen?

Und ob! Auch unter Firmengesellschaftern und Arbeitskollegen ist Co-abhängiges Verhalten öfter zu finden als man eigentlich vermuten mag. Das habe ich in meiner Vergangenheit als Führungskraft selbst miterlebt. Und genau mit diesem Wissen gehe ich heute in Unternehmen. Damit öffne ich immer wieder gerne die unliebsame »Büchse der Pandora«.

Wie läuft Co-Abhängigkeit ab?

Der Co-Abhängige durchläuft verschiedene Phasen von Denk- und Verhaltensweisen. Es kommt vor, dass er in einer dieser Phasen verharrt oder sie sogar überspringt.

Die Beschützer- und Erklärungsphase

Ehepartner/innen und Lebenspartner/innen, Väter und Mütter, Brüder und Schwestern, Kinder, Freunde, Bekannte und Arbeitskollegen meinen sehr gut zu wissen, was dem Betroffenen fehlt, was er braucht und was ihm guttut. Sie versuchen ihn mit ihrer Fürsorglichkeit und ihrer Liebe zu »heilen«, zeigen Verständnis für sein Verhalten und entschuldigen sein Fehlverhalten. Wenn außenstehende Dritte sich erkundigen, erfinden sie Ausreden zugunsten des Betroffenen.

Die Kontrollphase

Die Cos gestehen sich ihre eigene Ohnmacht gegenüber dem Verhalten des Betroffenen nicht ein. Weiterhin sind Gedanken wie „Ich muss mir nur genug Mühe geben, dann werde ich das Problem schon lösen können“ oder „Ich werde die Situation schon irgendwie in den Griff bekommen“ an der Tagesordnung. Sie haben ein starkes Verlangen den Betroffenen zu kontrollieren. Immer wieder schauen sie, was der Betroffene macht, wie es ihm geht und wo er sich gerade aufhält. Der Zwang nach dieser Kontrolle ist der Nährboden dafür, ihre unsichere Lebenssituation in den Griff zu bekommen.

Die Anklagephase

Der Co macht den Betroffenen zum Sündenbock für alles, was im gemeinsamen Leben schiefläuft. Es kann nicht mehr unterschieden werden, welche Probleme mit der Krankheit des Betroffenen zu tun haben und welche nicht. Die meisten Co-Abhängigkeiten entwickeln sich genauso schleichend wie die gesundheitliche Situation des Betroffenen selbst. Dabei bemerken Cos gar nicht mehr, wie sie mit all ihren Bemühungen helfen, das Verhalten des Betroffenen zu unterstützen und zu verlängern.

Deshalb: Machen Sie sich nicht abhängig, sondern holen rechtzeitig einen Coach oder einen Therapeuten zur Seite.

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